Ruminarium

Zurschausstellung meiner Grübeleien


Filmkritik: Barbie

© Warner Bros.

Yes, I am late to the party. Ich gehöre aber auch nicht zur Zielgruppe. Aber mich überraschte der Hype tatsächlich ziemlich. Abgeblich bester Film einer Regisseurin überhaupt und als er im Kino lief, waren die großen rein weiblichen Grüppchen vor Ort definitiv auffällig. Allerdings – ich gehöre nicht zur Zielgruppe. Ich wollte keinen Kinoeintritt zahlen und später bei Amazon Prime auch nicht den anfänglich unverschämt hohen Leihpreis. Ich übte mich in Geduld, bis die Preise auf ein vernünftiges Level gefallen waren, sodass man auch das Ausleihen eines potentiell doofen Films gut verkraften konnte.

Ich bin nicht die Zielgruppe. Und das zeigte mir dieser Film quasi sekündlich. Ich zwang mich, die Optik zu ignorieren, das kreischende Pink, das einem permanent Tränen in die Augen trieb. Es ist nun einmal ein Barbie-Film, das kann man ja schlecht bemängeln.

Was mir bei diesem Film absolut gegen den Strich ging, waren die Geschlechterrollen. Der Film wurde unter anderem deswegen gehypet, weil er angeblich ein modernes Frauenbild vermitteln würde. Starke Frauen, Emanzipation, Loslösen vom Patriachat. Ja, das alles ist wichtig und gut, gerade mit Blick auf den Standard-Hollywood-Kosmos: Ich bin auch der Meinung, dass Frauen noch immer viel zu oft das schmückende Beiwerk darstellen.

Doch Barbie schießt über das Ziel hinaus. Anstelle eine Gleichberechtigung anzustreben, eine Welt, in der die Frage nach dem Geschlecht keine Rolle mehr spielen sollte, genauso wenig wie die Frage nach Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung, wird die Welt nur einfach umgekehrt. Plötzlich reicht es, ein Mann zu sein, um gleichzeitig Arschloch, machtbesessen und strunzdoof zu sein. Mit der Ausnahme des Klischee-Schwulen wird wirklich jeder Mann präsentiert als wäre er das Grundüble der Welt. Es gibt nur Schwarz und Weiß.

Es hat sich also nichts getan. Waren es früher die Frauen, die maximal als optischer Hingucker fungierten, aber leider oft genug undifferenziert nur als kleines Dummchen unbeachtet in die Nebenszenen und an den Herd abgestellt wurden, so sind es nun die Männer, die alle über einen Kamm geschert werden.

Für mich ist dieser Film keineswegs der Meilenstein, der er zu sein vorgibt. Es sollte aus meiner Sicht nicht mehr sein, dass ein moderner Film sich nach wie vor an Geschlechterrollen abarbeitet – in welcher Art auch immer. Ich glaube, ein moderner Film sollte über das Thema der Geschlechterklischees hinweg sein. Ein moderner Film sollte Gleichberechtigung fördern und nicht Partei ergreifen, egal ob die Protagonisten Brüste oder Penis tragen. Ich hatte ein wenig gehofft, wir wären weiter. Aber diesen Film fand ich nur ekelhaft.

Vielleicht sollte man das als Mann alles nur mit einem Augenzwinkern betrachten. Vielleicht kann ich nur die zweistündige Ironie, den Zynismus nicht ertragen. Mag sein. Aber dann bin ich eben nicht die Zielgruppe. Und darauf bin ich stolz.



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