Ich bin kürzlich spontan mal nach Hamburg gefahren, der Netzcard sei gedankt. Bis Ende März kann man in der Kunsthalle einige Werke von Caspar David Friedrich bestaunen. Da ich seit frühester Kindheit von seinen Gemälden fasziniert bin – im Flur meiner Großeltern hing immer ein übergroßer Kalender mit dessen Bildern -, wollte ich mir diese Gelegenheit nicht nehmen lassen.
Leider fand ich die Ausstellung insgesamt sehr ernüchternd. Das lag weniger an den präsentierten Werken, als vielmehr an dem Publikum. Die Ausstellungsräume waren rappelvoll und eine Führung jagte die nächste. Ganze Reisebusladungen wirklich alter Menschen füllten die Räume so sehr, dass es für mich in Stress ausartete, überhaupt einmal die Gemälde zu Gesicht zu bekommen. Kunst genießt man in entspannter Atmosphäre, nicht in massenhaftem Gedränge von Menschen, die den Eindruck machten, als wären sie nur da, weil es eben schick war, nicht weil es sie wirklich interessierte. Und ich muss zudem sagen: Ich habe noch nie so viele so alte Menschen auf einem Haufen gepfercht gesehen, wie bei dieser Ausstellung. Im Gegenzug dazu hatte ich den Eindruck, dass ich der einzige Mensch unter sechzig Jahren war, der dort anwesend war. Interessieren sich junge Menschen nicht mehr für Kunst?
Dennoch ist es natürlich schon spannend, mal wirklich nah an die Originalgemälde heran zu kommen, zu sehen, wie die Striche geführt wurden, zu erfahren, wie rissig die alten Stücke inzwischen sind.
Fotografieren war übrigens erlaubt, zumindest, wenn man die Chance dazu bekam. Viele Gemälde sind sicherlich bekannt und in besserer Qualität in zahlreichen Büchern (oder eben Kalendern) zu bestaunen, aber ich möchte mit euch einmal ein paar Nah- und Detailaufnahmen teilen, die man bei Drucken so vielleicht nicht erleben kann:
Spannend sind für mich ja immer Studien und Skizzen – weil ich finde, dass man daraus viel ablesen kann, wie der Künstler wirklich arbeitete und was ihm wirklich wichtig war – und auch, wie man selbst bestimmte Dinge zeichnen könnte. Dieses spezielle Interesse stellte sich hier als Glücksfall heraus, weil natürlich die alten Leute und ihre Führungen oft nur das sehen bzw. zeigen wollten, was sie eh schon kannten. Das ist wie bei der Mona Lisa: Niemand kann mir sagen, welches Bild daneben hängt.
Spannend – und entspannend, weil deutlicher leerer, da das ja nicht mehr in diversen Kunstbüchern zu finden ist – war eine zweite Etage, wo Dinge ausgestellt wurden, die andere Künstler kreierten, inspiriert von Friedrichs Werken. Ich sage bewusst „Dinge“, weil die Arten der Werke sehr vielfältig waren: Von Gemälden, die seinen Stil (für mich) perfekt imitierten, über Fotomontagen, die Friedrichs Gemälde beinahe 1:1 wiedergaben, bis hin zu vernebelten Aquarien, in denen einfach unfassbar tolle Stillleben erstellt wurden.
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