Die Oscars sind dieses Jahr schon wieder vorbei und abermals ist kaum ein Film dabei, den ich unbedingt ein zweites oder drittes Mal sehen müsste. Die Ausnahmen finden sich ausschließlich in der Kategorie der animierten Filme.
Filme lassen mich immer öfter kalt. Es ist nicht so, dass ich keine Filme mehr mag – ich sehe gefühlt mehr davon als jemals zuvor. Einzig – das Gefühl, gerade etwas Großartiges, ja Neuartiges erlebt zu haben, das hatte ich schon sehr lange nicht mehr. Das Gefühl, jetzt unbedingt gleich noch einmal ins Kino zu wollen. Das Gefühl, noch Tage später über das Erlebte nachzudenken, es nachzufühlen, es nachzuerleben. Das gab es vor Jahren häufiger. Dieses Gefühl ist verloren gegangen.
Natürlich gibt es immer Ausnahmen davon. Ich war selbstverständlich restlos begeistert, als mit Marvels Endgame eine Jahrzehnte andauernde, großartige Filmreihe würdig zu Ende gebracht wurde. Da kam das Gefühl aber nicht von dem Einzelfilm, der für sich stehend absolut unverständlich ist, sondern von der Bewältigung eines 22 Filme umfassenden Epos. So etwas meine ich nicht. Ich rede von Filmen, die für sich stehend zu Klassikern wurden, zu Evergreens. Ich rede von Filmen, die auf ihre Art damals neuartig waren und doch zeitlos geblieben sind. Filme, die noch Jahrzehnte später einfach gute Filme sind – und man es damals bereits wusste, ohne es wirklich wissen zu können.
Ich stelle gern die Frage: Nenne mir einen Film aus den letzten 20 Jahren, den du für einen Klassiker, für einen echten Evergreen hälst. Einen Film, den man kennt und jederzeit erkennt. Einen Film, der ohne jeden Zweifel geliebt wird, genau so wie er ist. Mir fällt auf Anhieb keiner ein.
Ist das jetzt dieses Alter, von dem immer alle reden? Bin ich einfach zu alt geworden? Gehöre ich inzwischen zu dieser Generation, die nur noch Filme aus „ihrer Zeit“ schaut und mit dem ganzen neumodischen Kram nichts mehr anfangen kann, die das Gesehene bestenfalls noch „nett“ findet? Oder ist es vielleicht die schiere Masse neuer Produktionen, durch die sich einzelne Sachen immer schlechter abheben können? Ist es vielleicht die ständige Verfügbarkeit durch die dutzenden Online-Plattformen, auf denen man lieblos von einem Objekt zum nächsten springt, es konsumiert, ohne sich überhaupt die Mühe gemacht zu haben, dessen Titel zu lesen?
Mag sein, doch ein schönes Indiz für mich ist immer, zu schauen, welche Filme häufig popkulturell referenziert werden oder bei den mittlerweile zahlreichen Filmmusikkonzerten gespielt werden. Die Highlights dort sind eigentlich noch immer die Klassiker irgendwo zwischen Der Weiße Hai oder Star Wars und Der Herr der Ringe oder Fluch der Karibik. Moderner wird es selten. Unveränderte Sets seit Jahrzehnten. Jurassic Park und Matrix. Sie waren damals großartig, faszinierend, bahnbrechend und sind bis heute immernoch objektiv tolle Filme, die man einfach immer und immer wieder gern schaut – Evergreens. Und alle sind Minimum zwanzig Jahre alt! Was kam danach?
Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass vor zwanzig Jahren meiner eigenen subjektiven Meinung nach die Reihe jener Filme endet, die ich in diese Kategorie zählen würde. Jedes Filmmusik-Publikum gerät in Ekstase, wenn als Zugabe noch einmal Jack Sparrow lebendig wird. Man versteht die Anspielung, wenn jemand einer Kugel in Zeitlupe ausweicht. Aber mir fällt es schwer, einen deutlich jüngeren Film so zu zitieren, dass man ihn sofort erkennt. Das schließt auch die diesjährigen Oscarkandidaten mit ein.
Ja, Oppenheimer war interessant, hatte gute Elemente und tolle Schauspieler, aber stellte für mich in seiner Gesamtheit nichts wirklich Herausragendes dar. Er war eben einfwch nur besser als die Konkurrenz, bei der ich schon genau suchen müsste, was ich immerhin noch „ganz ok“ fand. Und so werden meiner Meinung nach auch die diesjährigen Gewinner nur eine Randnotiz bleiben, anstatt einen Platz einzunehmen unter den wirklich großen Filmen der Geschichte – selbst wenn sie sieben Auszeichnungen bekamen.
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