Ruminarium

Zurschausstellung meiner Grübeleien


Jurassic World – The Exhibition

Spoiler-Alarm! Wer sich die Ausstellung noch anschauen möchte, der sollte hier nicht weiter lesen.


Ich glaube, es war Anfang des letzten Jahres oder vielleicht auch schon Ende des Jahres davor, als in Köln die Jurassic-World-Ausstellung angekündigt wurde. Irgendwie klappte es jedoch nie mit einem Besuch. Dann war sie leider auch schon zu Ende – und wanderte unerwarteter Weise weiter nach Berlin!

Ich habe nun schon einige „<Film XYZ> – The Exhibition“-Ausstellungen gesehen. Am eindrucksvollsten war damals sicherlich die Lord of the Rings-Ausstellung im Filmpark Babelsberg. Die Star Wars-Ausstellung in Köln fiel noch unter die Kategorie „nett“. Die Harry-Potter-Ausstellung empfand ich dann nur noch als Stress. Ich glaube, heute erwartet das Zielpublikum vor allem Entertainment – oder es wird ihm nichts anderes zugetraut: Leute, die Kostüme angezogen haben, ein wenig Theater hier und Lichtblitze und Nebel dort. Ich selbst bin tatsächlich eher daran interessiert, mir in Ruhe wirkliche Filmartefakte anzuschauen. Ich möchte echte Reliquien sehen, Storybords und Interviews. Ich brauche keine billige Mäntel auf den Ausstellungsmitarbeitern und keine halbherzig reproduzierten, unauthentischen Kulissen. Gebt mir Echtheit hinter Glasvitrinen und ich bin glücklich. Ich war gespannt auf die Dinos.

Tja, was soll ich sagen? Show. Ohne Ende Show. Im Eingangsbereich wird man als erstes durch eine Fotostation geschleust, bevor man in Grüppchen durch einzelne Räume gescheucht wird. Schon im Einstieg konfrontierte man uns mit einem Laienschauspieler, der einem eine Überfahrt nach Isla Nublar suggerierte. Klar, die Mitarbeiter haben sich meist wirklich große Mühe gegeben, insbesondere, wenn man bedenkt, dass sie alle 5 Minuten das immer Gleiche faseln müssen. Aber ich brauche das nicht. Gebt mir die Dinos!

Und dann steht man am Tor. Nun ja, es war nicht das Jurassic PARK-Tor, aber wir sind ja hier auch auf einer Jurassic WORLD-Tour. Und dahinter ein Brachiosaurus, der aus einem vermeintlichen Blätterdach schaut. Eine wirklich nette Installation. Dazu die obligatorische Mitarbeiterin, die uns erzählte, wir wären in einem Baumhaus (Moment, waren wir nicht gerade noch auf hoher See? Ich jedenfalls bin seit dem keine Stufen gestiegen). Sie erklärte uns Dinge über den Sauropoden, die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht wirklich standhielten. Auch der Monitor nebenan, der mit fancy digitalem Filmdesign noch einmal ein paar Infos auflistete, bemühte sich nur wenig um Präzision. Da wurden geografische Koordinaten gezeigt, die wohl die jeweiligen Positionen der Tiere darstellen sollten. Nur waren die Tiere dort eher nicht auf Isla Nublar, sondern mehr Richtung Westafrika und konnten sich mit mehreren 100 km pro Sekunde fortbewegen. Na gut, insofern war dann doch eine gute Präzision erreicht, denn aus Hollywood-Filmen ist man solche Faux-Pas durchaus gewohnt. Und letztlich waren ja in einer Filmausstellung, nicht in einem Naturkundemuseum. Ich fand mich damit ab, ich habe meinen Kompass neu kalibriert. Filme also, keine Wissenschaft.

Weiter ging es in einen anderen Raum. Dort sah man einen Lastwagen, der ziemlich wackelte. Davor die unvermeindliche „Parkrangerin“, die anfing, uns etwas über einen Saurier vorzumurmeln, den man bis dato noch nicht einmal gesehen hatte. Oh, da! Ein Kopf ragt aus dem LKW! Ein Stygimoloch! Nein, sie könne den LKW nicht öffnen, das Tier würde dann nämlich wegrennen. Dass die Informationstafel nebenan erklärte, dass sich Säugetiere erst nach den Dinosauriern entwickelten, ignorierte ich dann mal geflissentlich und zog weiter.

Wer mitgezählt hat, weiß, dass wir nun schon ganze zwei Dinosaurierköpfe gesehen hatten. Im Labor nebenan traf man immerhin auf drei kleine Babydinos in einem Brutkasten und eine Dinopuppe auf einem Mitarbeiter – sorry, einem „Ranger“. Ansonsten ein paar Eier und Bernsteine mit großen Insekten.

Im Folgeraum gab es dann eine Buddelkiste, in der man „Ausgrabungen“ machen durfte. Danach ging es endlich zum Eingemachten: Die Raptoren! Jaja, Velociraptoren sind eigentlich kleiner, scheiß drauf! Her mit den Raptoren!!!

Nun ja. Drei Köpfe in Maulkörben. Waren das nicht mal vier? Ja, Blue hatte gerade Training. Dem wir natürlich im nächsten Raum beiwohnen durften. Eine eher ernüchternde Darstellung mit einem immerhin gut gelungenen Kostüm aus dem Hause mydinosaurs.com:

Danach wurde uns ein Indominus Rex vorgeführt – man erinnere sich: Dieses künstlich erschaffene Vieh, das man brauchte, weil normale Dinosaurier keine Kinobesucher mehr bringen würde. Also, dass das Tier da wäre, behaupteten sie zumindest. Ich sah lediglich einen Schatten und einen schlecht beleuchteten Kopf von irgendwas, wackelnd zwischen ein paar Kunstpflanzen. Kurz. Unter ganz viel Krach.

Das Finale – ja, wirklich, das wars schon! – machte dann natürlich der T-Rex. Ich muss sagen, das Theater, das die beiden „Ranger“ da abzogen, war wirklich gelungen! Irgendwas von ausgefallenen Sicherheitsanlagen und wir sollten uns ganz schnell in Sicherheit begeben. Und so scheuchten sie uns, das heißt zum Einen die bis hierhin eher ernüchteten Dino- und Filmfans und zum Anderen die seit spätesten dem letzten Raum ununterbrochen heulenden Vierjährigen, dann schnell am Gehege vorbei, in dem dann der Koloss auftauchte. Immerhin: Mehr als ein Kopf! Premiere! Aber leider war die Show so gut, dass dann viel zu wenig Zeit zum Schauen blieb, fand ich.

Und dann waren wir plötzlich wieder draußen. Fertig.

Meine Damen und Herren! 6 Dinoköpfe, 3 kleine Babys in einem Brutkasten, zwei Handpuppen, ein Ganzkörperkostüm und ein halber T-Rex, ein paar mal mehr, mal weniger ambitionierten „Rangern“ und jede Menge fragwürdig korrekte Informationstafeln. Für nicht einmal 35 Euro!



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