Ruminarium

Zurschausstellung meiner Grübeleien


Jahresrückblick 2024

Es ist die Zeit der Rückblicke. Und ich habe mich entschlossen, dieser Tradition einfach zu folgen. Immerhin ist es auch fast genau ein Jahr her seit meiner Wiederaufnahme des Blogbetreibens. Da ist es doch ein passender Anlass, dieses Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen und auch den Dingen Platz zu geben, die aus verschiedensten Gründen hier keinen Platz bekommen haben. Es ist aber auch ein guter Platz, um einige Dinge noch einmal hervorzuheben, die mir wichtig genug erschienen, mir die Zeit zu nehmen, um sie aufzuschreiben – und die mir auch mit etwas Abstand noch immer wichtig sind. Viel Spaß!

Film des Jahres

Fangen wir mit einer Kategorie an, die mir leider immer schwerer fällt, wie ich es schon im Februar eingehender beschreiben habe. Einerseits muss ich sagen, dass ich dieses Jahr deutlich weniger im Kino war als sonst – insbesondere wenn man von den Horror-Marathons des jährlichen Fantasy Filmfests absieht. Daher ist mir der eine große, ewig im Kopf bleibende Film nicht über den Weg gelaufen. Ja, der hier bereits besprochene Der Junge und der Reiher war wirklich gut, aber gerade in der langen Reihe toller Studio Ghibli-Filmen war er nicht unbedingt herausragend. Wenn ich einen aktuellen Film wählen müsste, dann wäre es Deadpool vs. Wolverine – ein Film, der als Marvel-Enthusiast auf jeden Fall sehr unterhaltsam war und mich freudestrahlend zurückließ. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass ich Angst habe, ihn mir ein zweites Mal anzuschauen. Ich glaube einfach, dass dieser Film eigentlich keine wirklich nennenswerte Handlung hat und er ausschließlich von seinen großartigen Überraschungen lebt – die nun eigentlich keine mehr sind. Kann das dann wirklich der Film des Jahres sein?

Auf der anderen Seite stehen die zahllosen, mal mehr, mal weniger belanglosen Filme aus diversen Streams; Filme, an deren Titel ich mich in den meisten Fällen gar nicht mehr erinnern kann. Klar, da waren auch einige wirklich nette Sachen dabei, Filme zum nachdenken, Filme zum schmunzeln. In Erinnerung blieb beispielsweise The Beautiful Game mit Bill Nye, der von der Fußball-WM der Obdachlosen handelt, von deren Existenz ich vorher nicht einmal gehört hatte.

Überrascht hatten mich hingegen die fast einhundert Jahre alten Filme von Lotte Reiniger, die ich letztens im Stummfilmkonzert erleben durfte. Vielleicht sind das ja meine persönlichen Filme des Jahres.

Serie des Jahres

Diese Kategorie ist prinzipiell noch deutlich schwerer. Ich schaue Serien, ich schaue viele Serien. Dennoch würde ich mich nicht als Serienfreund bezeichnen. Viele Serien sind mir zu langatmig erzählt, mit endlosen Charakterentwicklungen. Oder sie driften irgendwann ab ins Banale oder inhaltliche Wiederholungen. Es gibt nur wenige Serien, die ich wirklich gut fand in meinem Leben – oder zumindest Teile davon. Ebenso wie bei den Filmen, habe ich sicherlich einiges Unterhaltsames gesehen, aber kaum etwas, das wirklich nachhaltig hängen blieb.

Ich bin daher so frei und empfehle hier einfach die ersten beiden, wirklich grandiosen Staffeln von The Bear, auch wenn ich diese tatsächlich schon Ende des letzten Jahres kennen lernen durfte. Schummeln muss erlaubt sein. Die vor einigen Monaten erschienene dritte Staffel ließ mich zwar etwas ratlos zurück, aber ich hoffe einfach, dass sie nur eine Vorbereitung auf eine umso spektakulärere, zukünftige Staffel 4 darstellt.

Buch des Jahres

Zum Lesen komme ich leider noch immer viel zu wenig. Oder sagen wir, ich nehme mir nach wie vor nicht genug Zeit dafür, obwohl es genau die Tätigkeit ist, auf die ich mich nach Abschluss meiner Dissertation am allermeisten gefreut hatte. Es gibt noch zahllose Bücher, deren Geheimnisse ich mir einverleiben möchte, und doch – am Ende eines anstrengenden Arbeitstages ist so ein Klick auf die Fernbedienung letztlich immer verlockender. Leider.

Dennoch möchte ich uneingeschränkt den neuen Band von Randall „xkcd“ Munroes How To empfehlen, der wieder einmal beweist, dass Physik und Formeln sehr viel Spaß machen können. Ich weiß jetzt zum Beispiel, wie viele Menschen ein T-Rex täglich wohl fressen würde, wären diese noch am Leben.

Musikalbum des Jahres

So langsam komme ich mir wirklich alt vor. Denn auch in dieser Kategorie muss ich klar sagen: Früher war alles besser. Früher war mehr gute Musik. Gut, fairerweise muss ich zugeben, dass ich viele aktuelle Bands auch nicht mehr kenne und mich neue Dinge, die ich höre, inzwischen weniger neugierig machen, als noch vor ein paar Jahren. Ich habe meine Bands gefunden, auch wenn sogar einige „meiner“ Bands inzwischen Musik machen, die mich nicht mehr anspricht – so finde ich das neue Nightwish-Album leider ebenso langweilig wie dessen beiden Vorgänger. Doch es braucht nicht ständig Nachschub, denn mein privates Musikarchiv ist zum Bersten gefüllt. Eigentlich bin ich rundum zufrieden in meiner Nische.

Das Einzige, das dieses Jahr wirklich meine Aufmerksamkeit erregte, war Saltatio MortisFinsterwacht, insbesondere weil dem Release monatelang liebevoll produzierte Musikvideos voraus gingen. Das epische Video zum titelgebenden Song ist absolut sehenswert, insbesondere auch, weil Blind Guardians Frontmann Hansi Kirsch dabei mitmischt. Auch Feuer und Erz läuft zeitweise in Endlosschleife und insofern kann man schon sagen: Ziel erfüllt, auch wenn der Rest des Albums großteils eher mau ist.

Erkenntnis des Jahres

Jetzt wird es langsam esoterisch. Oder philosophisch. Wer kann das schon so genau auseinander halten? Und mathematisch.

Meine Begeisterung für meinen neuen Live-Hack und damit den Sieger dieser Kategorie sprengte etwas den Rahmen und wurde kurzerhand ausgelagert.

Entdeckung des Jahres

Hier mache ich es kurz: Edamame mit Salz!

Anfang des Jahres lud mich meine bessere Hälfte zu einem Entspannungstag ins Berliner Vabali ein, eine sehr tolle Saunalandschaft. Dort gab es im asiatischen Restaurant als Vorspeise ebensolche. Lecker! Wie konnte das nur all die Jahre an mir vorbei gehen?

Entscheidung des Jahres

Es ist nun zwei Monate her, dass ich den GC Wizard abgegeben habe. Aus Gründen. Es tut noch immer weh. Es ist noch immer mein geliebtes Baby. Doch ich kann auch sagen, dass ich die Konsequenz quasi umgehend spürte. Ich bin seit dem merklich ausgeglichener. Der stetige Gedanke, der die letzten fünf Jahre in meinem Kopf saß, stets noch einen Fehler beheben oder ein neues Feature einbauen oder wenigstens noch eine neue Version veröffentlichen zu müssen, den habe ich nicht mehr. Und das entspannt unheimlich.

Seit dem habe ich deutlich mehr Zeit für mich selbst. Ich habe begonnen, einfach mal neue und alte Computerspiele zu spielen. Einfach so, völlig unproduktiv. Meine bessere Hälfte macht da sogar mit! Generell haben wir endlich wieder mehr Zeit füreinander. Es war also eine sehr gute Entscheidung. Aber auch eine sehr schmerzhafte. Immernoch.

Erfahrung des Jahres

Stolz. Einfach nur wirklich intensiver, tiefgehender Stolz, wie ich ihn noch nie zuvor erfahren habe. Ein tolles Gefühl.

Highlights des Jahres

Ja, mehrere.

Ich finde immernoch das Drum und Dran unserer im Mai durchgeführten Bunderländer by Bahn-Tour großartig und ich freue mich noch immer, das geschafft zu haben. Ich erzähle absolut gern davon und werde sehr lange an diesen einen Tag zurück denken, dessen bin ich mir sicher!

Stolz bin ich auf mein bislang mit Abstand anspruchsvollstes künstlerisches Projekt, die Umsetzung des Haifischs als Comic. Es hat mittlerweile die Band erreicht, aber irgendwie finde ich, dass es noch zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Vielleicht bin ich da auch zu überheblich, aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass dieses Werk bisher ausreichend gewürdigt wurde. Vaterstolz, oder so etwas. Vielleicht ist das wie mit Kindern: Das eigene ist immer das tollste und muss besonders beachtet werden.

Dieses Jahr haben wir es das erste Mal geschafft, tatsächlich an allen zwölf Ausgaben des Kneipenquiz‘ im Irish Pub Double Inn in den Spreehöfen teilzunehmen. Die letzten Jahre gewannen wir Corona-übergreifend stets exakt ein einziges Mal im Jahr. Als wir nun dieses Jahr im Januar mit einem Sieg begannen, war uns eigentlich klar: Der obligatorische Jahressieg ist also schon weg, die nächsten elf Monate werden harte Kost. Nun, besagte elf Monate später, kann ich jedoch sagen: Wir haben ganze fünfmal gesiegt und mindestens einmal den Platz zwei belegt. Wir sind stolz wie Bolle und sind vermutlich zurecht sicher, den Jahressieg eingefahren zu haben. Darüber hinaus statteten wir im November in einer fremden Kneipe deren hauseigenem Quiz einen Besuch ab – und gewannen ihn umgehend. (Naja, so ganz stimmt das nicht; ich verlor das Stechen mit dem gleichplatzierten Team in Schnick-schnack-schnuck, aber wer wird schon kleinlich sein?). Es hat sich dort eine wirklich tolle Truppe gebildet, mit der diese Veranstaltung sehr viel Spaß macht und innerhalb derer wir uns thematisch offensichtlich prächtig ergänzen.

Guten Rutsch!



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