Ruminarium

Zurschausstellung meiner Grübeleien


19. Geocaching-Meisterschaft (Endrunde)

[zur Qualifikation, bitte hier entlang]

Die Vorfreude wuchs, ebenso wie die Anzahl der Ausrüstungsgegenstände, die meinen Rucksack füllten.

Eigentlich war alles dabei: außer einem Boot und der Tauchausrüstung, fand sich alles, was man im Allgemeinen vielleicht benutzen könnte. Es war rambiis letzter Konsequenz zu verdanken, dass ich am Tag der Endrunde trotzdem nur gut ein Drittel der Gegenstände tatsächlich mit mir herum schleppen musste. Und machen wir es kurz: Bis auf einen Stift, einen Zettel, dem Smartphone und einer Taschenlampe kam auch genau gar nichts davon zum Einsatz. Aber man kann ja nie so genau wissen, nicht wahr?

Das Wetter am Vorabend war absolut traumhaft. Vor Ort angekommen, steckten wir erst einmal bei einem kühlen Bierchen die Füße in die ebenso kühle Spree. Auch die restlichen Teammitglieder konnten alsbald begrüßt und wir uns endlich gegenseitig vorgestellt werden – denn immerhin kannte ich einen Teil von den Leuten, mit denen ich morgen eine Meisterschaft spielen sollte, noch überhaupt nicht. Als das Team ocidoki mich dann noch zum Teamkapitän wählte, wurde es langsam spannend. Bis morgen!

Der Wecker klingelte viel zu zeitig, aber das war mir egal. An Schlaf war sowieso schon eine Stunde lang nicht mehr zu denken. So ruhig es ging, frühstückten wir und machten uns auf zu einem aufregenden Tag.

„Mein“ Team stand schon an der ersten Station bereit, standesgemäß gekleidet im selbstgestalteten Shirt. Und wie könnte eine Tour durch Cottbus wohl würdiger beginnen, als mit der Begrüßung durch den Nachtwächter und einem Aufstieg auf das Wahrzeichen der Stadt?

Aufgabe 1: Spremberger Turm

Im Turm erwarteten uns zwanzig mehr oder weniger kleine Aufgaben. Ich selbst war schon von der Ansage überfordert, diese Aufgaben zu überfliegen und gegebenenfalls Unklares zu erfragen. Wie soll man denn auch in zwei Minuten die Komplexität von gleich zwanzig Themen durchsteigen und auf Logik prüfen? Ich ließ es einfach sein und stöhnte innerlich auf: Das ging ja schon einmal gut los!

Die Aufgaben erwiesen sich jedoch zu einem Großteil als logisch und lösbar. Einzelne davon erschienen uns für das sehr strikte Zeitlimit jedoch als zu komplex und wurden weggelegt und waren in Anbetracht der läutenden Schlusssirene auch nie mehr gesehen. Wir verließen den Turm, aber durchaus mit gutem Gefühl. Dem unten bereits wartenden drei Mann starken Cheerleader-Team vermeldeten wir eine Lösung von vielleicht 50% der Aufgaben, ohne es überhaupt so genau zu wissen.

Aufgabe 2: Bootshaus

Wir kannten das Bootshaus bereits, da es insgesamt als zentraler Sammel- und Treffpunkt der ganzen Veranstaltung diente und wir deshalb bereits beim Begrüßungsevent am Vortag damit Bekanntschaft gemacht hatten.

In einer sehr komplexen Aufgabe aus Kanufahren (Yey!), Wasserschöpfen und Primzahlsuche sollte sich schließlich der Code für einen Tresor ergeben. Dem Vernehmen nach hatte dies wohl keines der 19 vertretenden Teams vollständig geschafft. Das beruhigt mich in der Tat ein bisschen, auch wenn ich mich hier wirklich ärgere, dass wir den letzten verbleibenden Hinweis bereits wortwörtlich in der Hand hielten, ihn aber nicht als solchen erkannt hatten.

Aufgabe 3: Ludwig-Leichhardt-Allee

Ja, mit dem guten Ludwig hatten wir aus der Qualifikation noch eine Rechnung offen, aber ob uns dies nun half, blieb stark zu bezweifeln. Mehrere kleine Stationen galt es zu finden und zu verstehen, und deren Teilergebnisse zum Öffnen des finalen Schlosses zusammen zu führen. Dass ich dabei unnötiger Weise auf einen Baum kroch, weil ich die Pfeile erst nicht als Teil der Lösung, sondern als Richtungsanweisung verstand, verschweigen wir lieber, oder? Wir sind ja hier unter uns.

Aufgabe 4: Dieselkraftwerk

Diese Station war zweigeteilt. Im ersten Teil hatten wir Quietscheentchen aus dem Amtsteich zu angeln und die dort angebrachten NFC-Tags zu scannen.

© by tarozwo (Instragram)

Im zweiten Teil hätten uns die so gewonnenen Informationen zum Verständis einer Popup-Outdoor-Kunstgalerie verhelfen sollen. Was soll ich sagen? Kunst verstehe ich halt nicht – und damit schien ich nicht allein gewesen zu sein. Dieser zweite Teil war meine Nemesis des Tages, damit konnte und kann ich mich einfach nicht anfreunden. Die Denkweise war mir persönlich dann doch etwas zu verquert.

Aufgabe 5: Münzturm

Allein das Erlebnis, diesen Turm einmal betreten zu können, war tatsächlich schon etwas sehr Besonderes. Seit Jahren bemühen sich Ehrenamtliche darum, den Turm für die Öffentlichkeit frei zu geben, aber die Stadt weigert sich wohl beharrlich. Immerhin konnte man unter schärfsten Auflagen einen Zugang zum Erdgeschoss erwirken – und somit durften wir mehr sehen als den allermeisten, selbst die ältesten Cottbuser Bürgern je vergönnt war. Ein toller Moment.

Dass der Münzturm dann auch eine wirklich passende, den Ort und das Hobby verbindende Aufgabe bereit hielt, war die absolute Krönung. So durften wir zur Bewältigung der uns gestellten Rätsel Münzalben mit sehr alten Geocoins bewundern, durchblättern und begutachten. Wo könnte dies jemals passender geschehen? Vielen Dank für diese aufregende Station!

Aufgabe 6: Puschkin-Park

Ich wiederhole es gern immer wieder: Ich hasse LAB-Caches! Für diesen galt es, durch den Park rennend, irgendwelche Inschriften abzulesen und Steine zu zählen – ja, wirklich! Beinahe hätte ich noch meine Eltern umgerannt, die gerade durch den Park flanierten. Ich glaube, ohne auch nur zu grüßen, rannte ich unserer Vorhut keuchend hinterher.

Dass wir aus den gewonnenen Informationen zusätzlich ein Lösungswort basteln sollten, war uns in der Hektik zwar schon bewusst, aber dass wir dieses dann in einen Online-Log für die gefundene Coin einzutragen hatten, erschien uns dann doch zu absurd. Warum sollten wir die Lösung irgendwo eintragen, wo sie jedes andere Team einsehen könnte? Als wir uns dann doch dazu durchrangen – vor allem, weil wir den entsprechenden Hinweis erst jetzt das erste Mal richtig und vor allem vollständig lasen – waren wir leider schon durch das Zeitlimit. Ob wir wenigstens Teilpunkte bekamen, kann ich nicht sagen. LAB-Caches – die stehen bei mir definitiv nicht unter einem guten Stern!

PS: Wie wir im Nachhinein erfuhren, hatten die Teams natürlich ihre eigenen Lösungswörter, sodass unsere Bedenken eigentlich unnötig waren.

Aufgabe 7: Stadtbibliothek

Ich kann nicht sagen, ob sie die Bibliothek an diesem Tag – ebenso wie den Spremberger Turm – für uns geschlossen hatten. Auf jeden Fall hatte ich sie aus meiner Jugendzeit sehr viel belebter in Erinnerung.

Wir wurden in die zweite Etage geführt und bekamen fünf Aufgaben aus unterschiedlichen Fachbereichen. Nachdem sich ein Teammitglied mit der „Gärtnerei“-Aufgabe heillos überfordert fühlte, tauschte ich diese kurzerhand gegen mein schönes Zahlenrätsel ein. Die dort geschriebenen zwei Rätsel erschienen mir nach dem zweitem Mal lesen durchaus lösbar. Das zweite Lösungswort bedurfte keiner weiteren Recherche, denn das Pücklereis sollte nun wirklich jeder Teilnehmer dieser Veranstaltung aus der Hand schütteln können.

Um was für ein Tier es sich bei Waldemar wohl handelte, sollte ich dann sagen. Nun, ich nutzte den Bibliothekskatalog und fand Waldemar, das Märchentier.

© by Regia-Verlag

Leider befand sich dieses nur im Archiv und in der ersten Etage. Verlassen durfte ich die zweite allerdings nicht. Und „Märchentier“ galt wohl auch nicht, was mich gleichzeitig enttäuschte und verwirrte. Tatsächlich wurde mir sogar die digitale Recherche mit dem Bibliothekskatalog angekreidet, obwohl doch ausdrücklich die Hilfsmittel vor Ort nutzbar gewesen sein sollten.

Da ich es mit einer Aufgabe mit der Überschrift „Gärtnerei“ zu tun hatte, lief ich also in die entsprechende Abteilung. Und ich blätterte alles durch, was mir irgendwie „tierisch“ vorkam; beim Gartenbau geht es dann vornehmlich um Schädlinge. Nichts. Nochmal zurück. Und wieder hin. Beim zweiten Betreten der Abteilung sprang mir Waldemar dann förmlich ins Gesicht. Da saß ein riesiges Plüschtier auf dem Schrank: Ein Maulwurf mit der Aufschrift „Waldemar“.

Aufgabe 8: Die Letterbox

Ich mag Letterboxes. Das ist irgendwie noch am ehesten mit der klassischen Schnitzeljagd von „damals“ zu vergleichen. Keine Koordinaten, nur eine Wegbeschreibung. Hier und da eine Aufgabe und dann würde man das Ziel erreichen. Klappte im Prinzip auch sehr gut. Der Weg führte uns vorbei am Stadthaus, durch das Lindentor, dem verunfallten Postkutscher „Guten Tag“-sagend bis hin zum Brunnen auf dem Altmark.

Aufgabe 9: <Wo waren wir da eigentlich drin?>

Wir befanden uns in irgendwelchen Räumlichkeiten in der Mühlenstraße. Ich muss zugeben, dass ich für diese in dem Moment wenig Interesse zeigte, aber es war definitiv eine Baustelle. Doch jetzt gerade bin ich neugierig: Könnte das nicht tatsächlich sogar das ehemalige Double-Inn gewesen sein, meine Lieblingskneipe aus Abitur-Zeiten? Die, in der man immer so lustig die Erdnussschalen auf den Boden werfen durfte und man nach dem letzten Bananeweizen knirschend und knisternd das Lokal verließ? Ich bin mir fast sicher, und das wäre wirklich fantastisch!

© by tarozwo (Instragram)

Jedenfalls wurden wir in einen Keller geführt (Sollte es tatsächlich das Double-Inn gewesen sein, wäre hier der Wikinger-Keller gewesen. Ich glaube, ich habe Recht mit der Vermutung…). Und hier, muss ich gestehen, war ich eigentlich komplett verloren. Es hatte schon damit angefangen, dass ich zwar den mir gegebenen Code korrekt übersetzt hatte, mit dem Ergebnis aber deshalb nichts anfangen konnte, weil ich schlicht den Hinweiszettel nicht umgedreht hatte. Der Tag hinterließ seine ersten Spuren von Konzentrationsschwäche. Doch die Stationshelfer waren offensichtlich in Geberlaune. Keine zwei Sekunden ließen sie einen zappeln und schon warfen sie mit Hinweisen um sich: „Dreh das Blatt mal um.“

Es waren mehrstufige Rätsel zu lösen und verschachtelte Kisten zu öffnen. Als wir uns zusammen über einen kleines Tuch mit drei, drei und zwei waagerechten, markierten Strichen und zeitgleich über ein – zugegeben sehr hübsches – ausgebreitetes Kartendeck beugten, riefen wir irgendwelche Zahlen. Diejenige, die mit den Karten beschäftigt war, rief plötzlich aus, dass die Acht fehlen würde (was nicht stimmte!), als der Stationsbegleiter zustimmend die Acht bestätigte. Verwirrt hakten wir nach: „Bei den Karten?“„Nein, bei dem Tuch!“ Das hatte sie zwar absolut nicht gemeint, denn wir jonglierten ja parallel noch in unserem Kopf die Idee mit den chinesischen Schriftzeichen. Doch wir entschlossen uns schulterzuckend, das einfach zu akzeptieren und stattdessen die Karten mit zu untersuchen.

So ging das bis zum Schluss. Ich bin nicht sicher, ob wir irgendetwas tatsächlich allein erreicht hatten, aber das soll mir im Nachhinein Recht sein.

Nach Erledigung der Aufgabe konnte ich mich dann trotzdem nicht zurückhalten und fragte noch einmal, wie man denn bei dem Stofffetzen auf die Acht hätte kommen sollen? – Na, es waren doch acht Striche!

Klar… Chinesische Schriftzeichen…

Aufgabe 10: Wendisches Museum

Generell mag ich es ja wirklich sehr, wenn Museen oder dergleichen sich bereit erklären, unser Hobby zu unterstützen. Da kommen die besten Geocaches bei heraus – siehe bspw. Der Historiker und seine rätselhafte Erbschaft (GC7GPRJ, finkenpiraten) in Weilburg oder Valentin’s Tagebuch (GCACEEC, TeamZensationell) in Thüringen. Aber hier hatte es für mich ein wenig Beigeschmack, da die zu findenden Informationen nur unter enormem Zeitdruck auszumachen waren und man somit polternd über die sehr lauten Dielenböden rannte. Reguläre Besucher mussten sich vermutlich sehr gestört fühlen. Dennoch – oder deswegen – konnte aber mit einer Punktlandung vor Ablauf der Zeit alles erledigt werden.

Aufgabe 11: Citymanagement

Im Büro des Citymanagements findet sich auf dem Fußboden eine große Karte der Cottbuser Innenstadt. Diese wurde als Spielfeld für ein kleines Katz- und Mausspiel genutzt. Mit nett gestalteten, als Figuren getarnten Laserpointern musste man auf der Karte Schnittpunkte finden, welche Hinweise für eine Schatztruhe ergaben. Die Aufgabe machte viel Spaß und war eine schöne Auflockerung zu den Knobeleien und Recherchen der vorangegangenen Stationen. Gerade jetzt, am Ende des Tages, kam uns das sehr gelegen: Wir waren an der letzten Station angelangt, zwar nicht vollständig ausgelaugt, jedoch langsam aber sicher unkonzentriert.

Als wir die Kiste öffneten, lag darin ein kleiner Pokal, was ein schöneres Ende unserer Tour nicht hätte sein können. Diesen in der Hand haltend, behauptete ich sogar, dass wir gerade deswegen das Team mit der tollsten Wegführung waren. Alle Teams absolvierten die Stationen zu unterschiedlichen Zeiten und es wurde permanent durchrotiert. Wir aber waren diejenigen, die am Wahrzeichen starten und mit einem Pokal in der Hand enden durften. Eine perfekte Rundreise durch die Stadt Cottbus, die sich von einer besseren Seite kaum hätte präsentieren können.

© by tarozwo (Instragram)
© by mic@

Fazit

Ich ziehe meinen Hut vor den Organisatoren des Events, den Mystery Masters Lausitz! Alles lief absolut unkompliziert, reibungslos und fehlerfrei. Die Helfer an den Stationen waren den ganz Tag lang ausnahmslos überaus freundlich und hilfsbereit – und das trotz der Hitze. Die Versorgung mit Obst und Wasser war stets gewährleistet und es war sogar dank einer perfekten Zeitplanung möglich, hin und wieder durchschnaufen zu können. Dadurch hatte sich für mich sogar die Qualifikation mit ihrem durchgehenden Leistungsdruck deutlich schlimmer angefühlt als die am Ende doch ziemlich entspannte Endrunde. An dem Haupttreffpunkt, dem Bootshaus, war ebenso alles perfekt organisiert, bis hin zu eigenen, bedruckten Bechern. Vielen Dank für euren immensen Aufwand für einen tollen Tag!

Und wir? Wir haben unsere beiden selbstgesteckten Ziele erfüllt: 1. Wir hatten Spaß und 2. wir wurden nicht Letzter! Wir wurden auch nicht erster, was wir fürchteten wie der Teufel das Weihwasser, denn natürlich wollten wir die nächste Meisterschaft nicht selbst ausrichten. Alles war einfach nur großartig gelaufen!

© by Team Lausitz

Und an dieser Stelle würde ich eigentlich gern enden. Doch es kam natürlich alles anders, als erwartet…

[to be continued…]



3 Antworten zu „19. Geocaching-Meisterschaft (Endrunde)“

  1. Avatar von Jörg (J-Orca)
    Jörg (J-Orca)

    Es war das Double Inn, da hast Du Dich vollkommen richtig erinnert! Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht und die Anmerkungen. Daraus lässt sich sicher lernen. Aber am Wichtigsten ist letztendlich der Spaß, den wir alle an den Tagen hatten. 👍🏻

  2. Du hast ne Katze mit Dir rumgetragen?

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